Praxistipps

Einschießen

Fünf Fragen zum Thema Einschießen an unseren Büchsenmacher Klaus Claußen.

Wann bzw. warum ist Kontroll- oder Einschießen notwendig?
Ein Kontrollschuss dient der eigenen Sicherheit und zeugt letztlich auch von einem verantwortungsvollen Umgang mit Natur, Wildtieren und nicht zuletzt auch Jagdwaffen. Er sollte halbjährlich durchgeführt werden bzw. immer dann, wenn der Verdacht besteht, dass das Gewehr nicht mehr dorthin schießt, wo der Jäger/Schütze hinschießen möchte. Die Trefferlage kann sich durchaus im Laufe des Jagdjahres verändern, weil beispielsweise im Jagdeinsatz das Zielfernrohr irgendwo anstößt (manchmal auch unbewusst) oder der Jagdhund gegen Waffe und Zieloptik springt.

Weitere Gründe können sein?
Zwingend notwendig ist ein Kontroll- bzw. Einschießen immer bei einer neuen Charge Munition. Selbiges gilt, wenn ich auf bleifrei umstelle oder die Waffe streut. Lauf gegebenenfalls vor dem Einschießen chemisch reinigen bzw. von einem Profi reinigen lassen. Wer das selbst übernimmt: Im Anschluss durchölen, trocken durchziehen – auch das Patronenlager entölen. Eine Jagdwaffe sollte zudem immer dann eingeschossen werden, wenn Veränderungen vorgenommen wurden. In der Regel übernimmt das bereits der Büchsenmacher – ein eigener Kontrollschuss im Anschluss kann dennoch nicht schaden.

Wie viele Schüsse sollte man abgeben? Wo sollen die Treffer liegen?
Fürs Einschießen gilt: Ist die Waffe komplett aus dem Kurs, die ersten Schüsse auf 50 Meter abgeben, gegebenenfalls regulieren. Wenn alles passt, auf 100 Meter einschießen – am Besten mit einer fünfer Gruppe, um zu sehen, ob die Waffe streut. Ich empfehle die sogenannte GEE (Günstigste Einschuss Entfernung). Das bedeutet, dass auf 100 Meter mit circa vier Zentimeter Hochschuss eingeschossen wird, um so den Fleckschuss auf die mit der GEE angegeben Entfernung zu erhalten.

Welche Ratschläge/Tipps hast Du zum Thema Einschießen?  
Vor dem Kontroll- oder Einschießen empfehle ich, die Waffe zu reinigen oder zumindest einmal trocken durchzuziehen. Ein weiterer entscheidender Faktor ist der Wind. Egal, ob auf dem Schießstand oder im Revier: Bei Windstärke vier – so wie heute – brauche ich gar nicht ans Einschießen zu denken. Die Wetterbedingungen sollten passen. Wichtig ist zudem eine gute (Dreipunkt-)Auflage: Gewehrauflage vorne, linker Ellenbogen, rechter Ellenbogen. Idealerweise sollte das Einschießen unter realen Bedingungen erfolgen, also auf dem Schießstand oder Hochsitz (dort, wo ich jage).

Wenn es kribbelig wird, ist der Weg zum Fachmann ratsam.

Klaus Claußen, Büchsenmacher Waffen Schrum

Was gibt es noch zu beachten?
Bei kombinierten Waffen wie Drilling oder Bockbüchsflinte mit verlöteten Läufen sollte man mindestens eine halbe Stunde zwischen den Schüssen warten. Läufe immer erkalten lassen. Grundsätzlich ist es wichtig, sich intensiv mit seinem Equipment auseinanderzusetzen. Regelmäßige Handhabung erhöht den sicheren Umgang mit der eigenen Waffe. Selbiges gilt für die Zieloptik. Wer die Waffe selbst einschießt, sollte wissen, wie herum gestellt werden muss. Jeder Optik-Hersteller hat ein anderes System. Zudem sollte jedem bewusst sein, dass ein Gewehr mit und ohne Schalldämpfer anders schießt. Zu guter Letzt noch ein Tipp gegen das leidige Mucken: Freihändig üben mit Pufferpatronen. Abzug langsam und kontrolliert auslösen.

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