Praxistipps

Zeckenzeit im Revier

mann in gruener kleidung mit wanderstock im wald

Zecken sind nicht nur eine unschöne Begleiterscheinung der Sommerjagd, sondern als Überträger teilweise gefährlicher Krankheiten auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Jäger und Jagdhund. Die beiden Zeckenexperten Dr. Dania Richter und Prof. Dr. Franz-Rainer Matuschka warnen jedoch vor Panikmache während der Zeckenzeit.

Vor allem während der Zeckenzeit wartet er am Wegesrand oder im Unterholz auf potenzielle Beute für eine Blutmahlzeit: der Gemeine Holzbock, Deutschlands verbreitetste Zeckenart. Dabei ist er nicht wählerisch, bei wem er Blut saugt. Dass er hinterrücks Naturbesucher anspringt oder sich meterweit vom Baum fallen lässt, ist jedoch ein Mythos: „Genau genommen ist der Gemeine Holzbock ein fauler Sack, der seinen Wirten – dazu zählen alle Wirbeltiere außer Amphibien und Fische – auflauert“, erklärt Prof. Dr. Franz-Rainer Matuschka von der Charité und der Universität Potsdam.

Der Zeckenbiss an sich ist ungefährlich. „Entscheidend für die Gesundheit ist, ob beim Saugakt Krankheitserreger wie Lyme-Borrelien oder FSME-Viren übertragen werden“, erklärt Biologin Dr. Dania Richter von der Technischen Universität Braunschweig. Während mit FSME-Viren befallene Zecken überwiegend im süddeutschen Raum inselartig vorkommen, treten Zecken, die Borrelien im Gepäck haben, bundesweit auf. Von sieben Arten, die in Europa beschrieben werden, sind fünf für den Menschen gefährlich.

Obwohl vielerorts etwa ein Drittel der Zecken Lyme-Borrelien beherbergen können, liegt das Risiko, infiziert zu werden, im einstelligen Prozentbereich. Hinzu kommt: „Die Erreger sitzen im Darm der hungrigen Zecke und brauchen mindestens 20 Stunden, um über den Speichel in die Bisswunde übertragen zu werden“, beruhigen die Experten. Kommt es zu einer bakteriellen Erkrankung, tritt meist im Bereich der Bissstelle nach ein bis sechs Wochen ein roter Ring (Wanderröte) auf – Indiz für Lyme-Borreliose. „Im Normalfall ist die Erkrankung nicht lebensbedrohlich und gut mit Antibiotika behandelbar. Bei Menschen mit Vorerkrankungen oder einem schwachen Immunsystem kann es allerdings unter Umständen auch einen schwerwiegenden Verlauf nehmen“, sagt Parasitologe Prof. Dr. Franz-Rainer Matuschka. Dies sei aber extrem selten. Bei ihren Forschungen haben die beiden Wissenschaftler eine interessante Entdeckung gemacht: Wiederkäuer lassen sich nicht mit dem Erreger – der von Vögeln, Nagetieren und Eidechsen auf die Zecke übertragen wird – infizieren. Das Gegenteil ist der Fall. Eine befallene Zecke, die bei einem Wiederkäuer Blut saugt, verliert den Erreger der Lyme-Borreliose. Das Wiederkäuer-Blut löscht den Erreger sozusagen aus.

Wer jegliches Risiko ausschließen möchte, schützt sich. Wie? „Indem wir den Zecken das Leben schwermachen – mit Anti-Zeckenmittel (ein Wirkstoff, der gut anschlägt, ist Icaridin), langer Kleidung und Hosen in die Socken. Gegen FSME kann man sich impfen lassen. Insbesondere während der Zeckenzeit ist es ratsam sich nach jedem Aufenthalt im Freien gründlich abzusuchen (Zecken-Check). Hat doch einmal eine Zecke „angebissen“, sollte sie rein mechanisch mit Pinzette, Zeckenhaken oder Zeckenschlinge entfernt werden. Wichtig: Erst anschließend die Wunde desinfizieren.

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