Aus dem Revier Das neue Jagdjahr Pauls Niederwildtestrevier

Hurra, Hurra der Frühling ist da: Hunde, Hühner, Hasen und Hecken

Die Tage werden wieder länger, die ersten Fasanenhähne rufen in den Morgenstunden und man fühlt, wie alles aus dem Winterschlaf erwacht. Für mich ist der März ein ganz besonderer Monat. Fast alle Wildarten haben Schonzeit und so kann ich auch einmal etwas durchatmen und die Hegemaßnahmen im Frühling können in Angriff genommen werden. 

Die Rebhühner verpaaren sich und damit beginnt die Zeit des Vorstehhundetrainings. Einen Monat lang sehe ich jetzt unterschiedliche Hunde bei der Arbeit im Feld und helfe ihren Führer*innen dabei, ihr Zusammenspiel mit dem Vierbeiner zu verbessern. Mein Revier mit seinen großen, offenen Flächen bietet optimale Voraussetzungen, um die Suche und das Vorstehen sowie Gehorsam am Wild zu trainieren. Bei keiner Wildart lernt der Hund so schnell sicher und fest zu stehen, wie bei Rebhühnern. Rückt der Hund zu schnell nach, nachdem er die Hühner in die Nase bekommen hat, streichen diese sofort ab. Die Hunde merken sehr schnell, dass sie – sobald sie die Feldhühner in die Nase bekommen –, stehen müssen. Aus meiner Sicht gibt es nichts Faszinierenderes als einen Vorsteher, den es aus vollem Galopp rumreißt und förmlich an den Platz nagelt.

Während dieser Suchen bekomme ich einen sehr guten Überblick über meinen Rebhuhnbesatz. Doch da die Suchen fast ausschließlich auf den Zwischenfrüchten stattfinden, verhöre ich die Hühner zusätzlich in der Abenddämmerung mit Hilfe einer Klangattrappe. Dazu laufe ich mein Revier in vorher geplanten Transsekten ab – immer im Abstand von 250 Meter hin und her. Dabei spiele ich alle 100 Meter den Ruf des Rebhahns ab. Da Rebhähne sehr territorial sind, antworten sie. Jeder rufende Hahn wird in eine Karte eingetragen. Wiederholt man die Zählungen einige Male, bekommt man einen sehr guten Überblick über die Anzahl der Rebhuhnpaare. Die genaue Dokumentation der Frühjahrsbesätze zeigt einem den Erfolg der Hegemaßnahmen.

Das gilt nicht nur für die Feldhühner – auch beim Feldhasen ist ein genaues Monitoring ausgesprochen wichtig. Um den Hasenbesatz möglichst genau zu erfassen, zähle ich eine festgelegte Fläche mit der Wärmebildkamera ab. Zwei Stunden nach Sonnenuntergang fahre ich mit einem Helfer die Feldfläche von 300 Hektar ab. Während der Hegemaßnahmen im Frühling des letzten Jahres konnte ich auf der Fläche im Durchschnitt 36 Hasen zählen. Die erste Zählung in diesem Jahr ergab 69 Feldhasen. Das entspricht einem Zuwachs von etwa 92 Prozent und zeigt deutlich, dass die intensive Raubwildbejagung des vergangenen Jagdjahres Früchte trägt. Für mich sind diese Zählungen aber nicht nur wichtig, um den Erfolg meiner Hegemaßnahmen im Frühling zu dokumentieren, sie zeigen mir auch ob eine Treibjagd im Herbst angebracht ist. Habe ich einen Frühjahrsbesatz von unter 30 Hasen pro 100 Hektar, kommt für mich allerhöchstens die Erlegung von ein, zwei Hasen für die Küche in Fragen. Für das Jagdjahr 2021/22 steht daher jetzt schon fest, dass es keine Treibjagd geben wird. Selbst ab 30 Hasen/100 Hektar wird nur gejagt, wenn der Zuwachs bis zum Herbst bei über 50 Prozent liegt. Als Streckenziel werden dann maximal 30 Hektar des Zuwachses festgelegt. Wer diese Voraussetzungen in seinem Revier nicht erreicht, der sollte nicht über Hasenjagden nachdenken, sondern muss seine Raubwildbejagung intensivieren.

Der März ist aber nicht nur der Monat, in dem man die Erfolge der Hege dokumentiert, jetzt ist auch die Zeit, in der der Lebensraum für das Niederwild verbessert werden kann. Wer an Flächen kommt, der sollte jetzt neue Hecken anlegen. Im Feldrevier sollten statt Bäumen niedrig wachsende Sträucher wie Heckenkirsche, Hartriegel, Wildrose, Schlehe, Schneeball oder auch Brombeere gepflanzt werden. Aber auch derjenige, der keine Möglichkeiten zur Neuanlage von Hecken hat, kann aktiv werden. Ich nutze den März, um unter Baumreihen etwas mehr Deckung zu schaffen. Wichtig ist, dass man dabei Pflanzen wählt, die die landwirtschaftlichen Arbeiten nicht negativ beeinflussen. Ich pflanze an solchen Plätzen besonders gerne Brombeeren und Wildrosen, die ich an anderer Stelle im Revier aussteche. So kann ich langfristig nicht nur den Lebensraum für das Niederwild verbessern, auch viele heckenbrütenden Vogelarten profitieren.

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