2 and a half Huntingdogs

Drückjagd: Erste Hilfe am Hund

Bald ist es wieder so weit, die Blätter färben sich langsam gelb und rot. Für viele von uns bedeutet dies nur eins: Die Drückjagdsaison hat begonnen!

Für mich und meine Schwarzwildbracke kommt damit die spannendste Zeit des Jahres. Jede Woche in einem anderen Revier unterwegs. Jedes Mal eine einzigartige, besondere Jagd. Trotz all des Spaßes und Adrenalins darf nicht vergessen werden, dass es zu Unfällen kommen kann. Sei es, dass der Hund von einer Sau geschlagen, von einem Auto angefahren wird, in einer Brombeerhecke oder einem verwachsenen Stacheldraht hängen bleibt; aber auch Anzeichen von Dehydrierung, Unterzuckerung oder Schock sind gefährlich. Die Gründe sind vielfältig und der Führer sollte auf den Ernstfall vorbereitet sein.

Deshalb sollte man immer ein Notfallpäckchen zur Hand haben. Folgendes enthält mein Notfallpäckchen:

Checkliste Erste-Hilfe-Set für den Hund

  • Wattepads/Taschentücher
  • Mullbinden
  • Elastische Fixierbinde
  • (Heft-)Pflaster
  • Einweghandschuhe
  • Klebeband
  • Desinfektionsspray und Jod-Salbe
  • Hoch konzentrierte Zuckerlösung
  • Pinzette und kleine Schere/Nagelschere
  • Fieberthermometer
  • Hautklammer (dringend vorher an einem erlegten Stück üben)
  • Wasser (!!)
  • Telefonnummer der nächstgelegenen Tierarztpraxis und/oder Tierklinik

Vital Check beim Jagdhund

Wenn ein Hund verletzt aufgefunden wird oder Auffälligkeiten, wie Apathie oder Abgeschlagenheit zeigt, gibt es ein paar grundsätzliche Dinge, die man sofort kontrollieren sollte. Reagiert der Hund noch auf Ansprache, sollte man ruhig und beruhigend auf den ihn einwirken, Hektik wäre fehl am Platz. Ist die Verletzung nicht sichtbar oder wird nicht vom Hund angezeigt, kann man ihn vorsichtig abtasten. Atmung und Puls müssen hauptsächlich kontrolliert werden, wenn der Hund apathisch wirkt oder nicht ansprechbar ist. Lässt sich der Hund in den Fang sehen, kann man einen Blick auf das Zahnfleisch werfen. Ein Indiz für mangelnde Kreislauftätigkeit ist das Schwinden der rosa gefärbten Schleimhäute hin zum blassen bis gräulichen Farbton. Die Funktionalität des Herz-Kreislauf-Systems kann durch einen vorsichtigen Druck ins Zahnfleisch überprüft werden. Bei einem gesunden Hund wird das Zahnfleisch während des Drucks hell, färbt sich aber sehr schnell wieder zurück. Bleibt das Zahnfleisch hingegen hell, kann dies auf einen Kreislaufschock hinweisen. Ob dem Hund dringend Wasser zuzuführen ist, sieht man, wenn man eine Hautfalte zusammenzieht und diese sich nach dem Loslassen nicht sofort glättet.

Wie handle ich, wenn mein Hund vom Wildschwein geschlagen wird?

Ein nicht ganz unwahrscheinliches Szenario auf einer Drückjagd ist, dass ein Hund von einem Wildschwein geschlagen wird. Entdeckt man seinen oder einen fremden Hund mit einer offenen Risswunde, ist schnelles Handeln gefragt.

Im ersten Schritt sollte man den Hund sichern und beruhigen. Ist die Verletzung von langem Haar bedeckt, sollte man dieses zurückschneiden. So kann die Wunde ideal desinfiziert werden. Nachdem die Wunde gut sichtbar und sauber ist, kann beurteilt werden, ob die Wunde geklammert werden muss oder lediglich ein Druckverband nötig ist. Um einen Druckverband anzulegen, legt man ein steriles Tuch/Dreieckstuch über die Wunde. Eine aufgerollte Mullbinde wird auf die Wunde über dem sterilen Tuch gelegt, welche dann mit einem Verband befestigt und verbunden wird. So bleibt die Wunde steril und der nötige Druck entsteht. Durch den Druck des Verbands wird das Gewebe an konzentrierter Stelle zusammengepresst und somit die Blutung gestoppt. Idealerweise sollte der Verband dann mit einem Klebestreifen oder einer elastischen Binde fixiert werden, um ein Lockern oder Öffnen auf dem Weg zum Tierarzt zu vermeiden. . Ist die Verletzung so groß, dass geklammert werden muss, sollte man versuchen den Blutfluss zu stoppen, indem man das Gliedmaß abbindet. Das Klammern sollte unbedingt geübt werden, zum Beispiel an einem erlegten Stück Rehwild nach dem Aufbrechen.

Wie handle ich, wenn mein Hund eine Verletzung an den Läufen hat?

„Ach, den kleinen Kratzer versorge ich später“ – hört man leider noch viel zu häufig, wenn ein Hund augenscheinlich nur leicht verletzt wiederkommt. Ein häufig auftretender Unfall ist, dass sich der Hund an einem alten Stacheldraht verletzt oder im Unterholz an Brombeerdornen hängen bleibt. Auch wenn die meisten wohl sagen würden, dass ein „kleiner Ratscher“ gar nicht so schlimm sei, würde ich auch hier raten, eine kurze Wundversorgung vorzunehmen. Der erste Schritt sollte immer sein, die Wunde von erkennbaren Fremdkörpern zu befreien, anschließend mit Tüchern und Desinfektionsmittel zu reinigen und gegebenenfalls einen Druckverband anzulegen. Je nachdem, ob der Hund in der Lage ist weiter zu laufen, sollte er ein paar Minuten an der Leine bleiben. Ist die Blutung gestoppt und der Hund wirkt weiterhin mobil, so ist der Druckverband nach zehn bis spätestens 20 Minutne wieder zu lockern, um die Durchblutung nicht gänzlich abzuschnüren.

Bei einem Bruch kann man den Lauf kurzfristig mit einem Stock schienen, bis man beim Tierarzt angekommen ist.

Wie handle ich, wenn mein Hund keine sichtbaren äußeren Verletzungen hat?

Der Hund kommt aus dem Unterholz zurück und benimmt sich auffällig. Er bewegt sich nicht mehr normal, wirkt vielleicht apathisch oder taumelt weggetreten. Mehrere Szenarien sind nun möglich. Zu allererst sollte man versuchen, dem Hund Wasser zuzuführen, eine Dehydrierung ist nicht auszuschließen. Ebenfalls sollte dem Hund Nahrung oder zumindest eine hochkalorische Zuckerlösung oder ähnliches angeboten werden. Durch das viele Stöbern und mögliche Kontakte mit Wild verbrennen die Hunde viele Reserven und können schnell unterzuckern. Sollte der Hund weder fressen noch trinken wollen, ist es sinnvoll, die Punkte aus der Vitalcheckliste abzuarbeiten. Färbung der Schleimhäute überprüfen, Puls und Atmung kurz messen und den Hund vorsichtig abtasten. Auch durch eine Schlagschutzweste hindurch kann das Gebräch eines Wildschweins noch schwere Prellungen oder Brüche hervorrufen. Beim Abtasten wird der Hund diese durch eine akute Schmerzempfindlichkeit zeigen. Erholt sich der Hund innerhalb kürzester Zeit nicht, sollte der Tierarzt aufgesucht werden.

Verletzungen auf der Jagd vorbeugen

Den zuletzt aufgeführten Verhaltensauffälligkeiten des Hundes kann durch mehrere Maßnahmen simpel vorgebeugt werden. Zur Vorbeugung einer Dehydrierung sollte dem Hund vor der Jagd noch ausreichend Wasser angeboten werden.

Einige Stunden vor dem Einsatz auf der Jagd sollte der Hund keine volle Portion einer Mahlzeit mehr bekommen, da die Wahrscheinlichkeit einer Magendrehung recht groß ist. Jedoch sollte man auch nicht vollständig auf die Nahrungszufuhr verzichten, damit der Hund nicht unterzuckert. Am besten gibt man seinem Hund am Morgen eine halbe Portion der Futterration und nimmt die andere Hälfte als Leckerlis, als Zwischenmahlzeit zwischen den Treiben oder für das Ende der Jagd mit.

Bänder, Muskulatur und Ausdauer sollten vor der Saison trainiert werden. Am besten funktioniert dies über stetig in der Länge steigende Strecken mit dem Fahrrad oder den Inlinern. Ein hochläufiger Hund legt auf einer Jagd bis zu 30 km in wenigen Stunden zurück, dafür muss die nötige Kondition erst einmal antrainiert werden.

Ebenfalls ist zu erfragen, welche Tierarztpraxis in der Nähe geöffnet hat, oder ob sich sogar ein Tierarzt vor Ort befindet, der die Hunde direkt am Streckenplatz versorgen kann.

Die Teilnahme an einem Seminar zur Ersten Hilfe am eigenen Hund ist sehr zu empfehlen. Diverse Hundeschulen, Tierärzte und auch die Landesjagdverbände bieten regelmäßig solche Seminare an und üben den Ernstfall praxisnah.

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