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Der Messebesucher als Trüffelschwein

Nach zweijähriger Zwangspause und flächenreduziert startete die Jagd und Hund in Dortmund im Jubiläumsjahr durch

 Ein Rundgang mit ganz persönlichen Eindrücken

Dieses Jubiläum hätten Veranstalter, Aussteller und Besucher ohne Corona und Krieg sicher anders gefeiert: Europas größte Fachmesse ihrer Art, die Jagd und Hund vom 7. bis 12. Juni in Dortmund, musste im 40. Jahr ihres Bestehens Federn lassen. Die Treue von Publikum, Industrie und Handwerk verlieh ihr dennoch die Flügel für den Neustart nach mehr als zweijähriger Zwangspause.

Der Messebesucher als Trüffelschwein: Unter den Innovationen, die auf der diesjährigen Jagd und Hund präsentiert wurden, haben wir eine Produktlinie aus dem Bereich Optik entdeckt, die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht auf dem Markt war. Das fränkische Unternehmen Steiner liefert in diesen Wochen unter anderem seine Zielfernrohrserie Ranger 8 aus. „Verlassen Sie sich drauf“, versprach Christoph Engelberth, Produktmanager bei der mit dem Steiner-Vertrieb betrauten Firma Manfred Alberts.

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Christoph Engelberth – Produktmanager (Steiner-Vertrieb)

… und das offenbar zu äußerst günstigen Preisen.

Da lohnt ein Blick auf die Details. Neu an den Zielfernrohren ist der achtfache Zoombereich; daher Ranger 8. Die Palette reicht vom Drückjagdglas 1-8×24 bis zum Bergjagd-Spezialisten 4-32×56 BT. Das Kürzel BT steht für „Ballistischer Turm“, der dem Schützen ermöglicht, den Geschossabfall auf unterschiedliche Entfernungen zu kompensieren. Auch die Ranger-Modelle 2-16×50 und 3-24×56 können als BT-Versionen geordert werden. Selbstverständlich, so erklärt Steiner in seiner Information, lassen sich die Ranger 8-Optiken per Adapter mit herkömmlichen Wärmebild-Vorsatzgeräten kombinieren.

„Flintengott“ Schulte freut sich über neuen Repetierer

Christian Schulte mit der Beretta BRX1

Schon auf dem Markt ist „Berettas Einstieg in die Welt der modernen Repetierbüchsen“, der Geradezug-Repetierer BRX1. Das allein ist zwar erwähnenswert, die Sache interessant macht aber der Protagonist: „Flintengott“ Christian Schulte nimmt man die Begeisterung ab, mit der er auf der Jagd und Hund die relativ neue Büchse bewarb. Zu deren Besonderheiten gehören etwa der extrem belastbare Verschluss mit beidseitig montierbarem Verschlusshebel, der einfache Kaliberwechsel durch Austausch von Lauf, Magazin und Verschlusskopf, weiter das doppelreihige Magazin (in Signalorange!), das selbst fünf (plus 1) Magnumpatronen Platz bietet, und die Wahl diverser Zieloptik-Montagen, wobei eine Picatinny-Schiene zum Lieferumfang gehört. Gesichert wird die Waffe in drei Positionen, der Pistolengriff ist austauschbar und die Schaftlänge kann per Kappentausch reguliert werden. Das Abzugsgewicht lässt sich sogar ohne Werkzeug verstellen.

Von dem Erfolg des BRX1 scheint Beretta wohl selbst überrascht zu sein. Laut Christian Schulte werden die Produktionskapazitäten derzeit mit gewaltigem Aufwand ausgeweitet, um auch die internationalen Märkte ausreichend und ausreichend schnell bedienen zu können. Kunden von Waffen-Schrum können sich den Geradezug-Repetierer freilich schon jetzt in Tellingstedt präsentieren lassen. Erhältlich sind Modelle in verschiedenen Kalibern und Lauflängen als Einzelwaffe oder in attraktiven Komplettangeboten.

Zugegeben, diese Beschreibungen zeigen nur einen winzigen Ausschnitt der gesamten Ausstellungspalette im technischen Segment der diesjährigen Jagd und Hund. Sie ist bei vier statt bisher sieben Hallen deutlich reduziert worden. Es fehlte eine Vielzahl von Ausstellern, die im Lauf der vergangenen 40 Messejahre zum „Stammpersonal“ gehörten. Insbesondere durch Corona und den Ukrainekrieg mussten sie in diesem Jahr hoffentlich nur pausieren.

Jagd wird jünger und weiblicher

Beim Rundgang durch Messehallen und Outdoor-Bereich fiel auf: Die Jagd wird jünger und sie wird weiblicher. Unter den Besuchern, so war der Eindruck, dominiert die U30-Generation, die im Vergleich zu ihren Altvorderen auch über eine wesentlich höhere Kaufkraft verfügt. Und über das, was die Wissenschaft mit günstiger Work-Life-Balance beschreibt. Zu den Vertretern dieser Generation, die ihre Freude an der Jagd mit all ihren Facetten unverkrampft, offen und öffentlich bekundet, gehören beispielsweise die Protagonisten des Jagdvideokanals „Hunt on Demand“.

Wer immer auf einer Plattform der Sozialen Medien nach Jägervideos sucht, landet zwangsläufig bei „H-o-D“. Das sind Leitfiguren, Influencer neudeutsch. Die jungen Jägerinnen und Jäger sind gut ausgebildet, verstehen die Jagd als Handwerk ebenso wie als Passion, verbinden Traditionen aber nicht unbedingt mit Loden-Folklore und dem Zuprosten beim Waidmannsheil mit der linken Hand. Es verwundert kaum, dass ihr Show-Room von Fans, Autogrammjägern und Neugierigen stark frequentiert war – auch von Nichtjägern.

So oft, wie etwa die „Hunter Brothers“ Paul und Gerold Reilmann (auch in Dortmund dabei) in Fernsehauftritten ihre Jagdpassion erklären und in Diskussionen überzeugend bestehen konnten, war in den letzten Jahrzehnten kein Jagdfunktionsträger im TV zu sehen. Abträglich ist diese Form der Öffentlichkeitsarbeit wohl nicht: Immerhin gibt es laut DJV gegenwärtig so viele Jagdscheininhaber in Deutschland wie nie zuvor.

Und noch nie so viele Jägerinnen, darf man ergänzen. Erkennbar war das genau hier, wo sich neben den Jungjäger-Gruppierungen die Jägerinnen-Foren präsentierten. Und die Industrie hat reagiert. Ob es violett-pinkfarbener Lichtinstallationen bedarf, um zum Beispiel Jagdwaffen im speziellen Ladies-Design zu promoten, bleibt dahingestellt. Fest steht, dass die Hersteller der Entwicklung Rechnung tragen, wonach der Anteil der Frauen in der Jägerschaft erheblich gewachsen ist und weiter zunimmt. Und zwar nicht nur als Konsumentinnen im Bekleidungssektor. Da ist es auch überhaupt nicht verwunderlich, dass sich die nordrhein-westfälische Jägerschaft mit Nicole Heitzig eine Präsidentin gewählt hat.

Was hat die Jubiläums-Jagd und Hund aus der Sicht des beschreibenden Besuchers noch gekennzeichnet? Natürlich die Deutsche und tags drauf sogar die Europa-Meisterschaft der Hirschrufer. Die imposanteste weil realitätsnächste „Röhre“ in der einst von der Jagdzeitschrift „Wild und Hund“ ins Leben gerufenen deutschen Ausscheidung präsentierte der Jury zufolge der Unterfranke Fabian Menzel, der auf dem internationalen Parkett den beachtlichen Platz 14 belegte. Hier siegte der Tscheche Jan Brtnik.

Und selbstverständlich dürfen die beeindruckenden Vorführungen der Jagdgebrauchshund-Vereine, die Auftritte der erstklassigen Bläsercorps, der Falkner, der prominenten Wildbret-Köche in ihren Wild-Food-Werkshops in der Auflistung unbezahlbarer Öffentlichkeitsarbeit nicht fehlen. Sie alle begeisterten auch das nichtjagende Publikum – den einen oder anderen Gast wohl sicher auch so weit, über die Teilnahme an einer Jägerausbildung nachzudenken.

Zumindest am Tag unserer Visite – es war der Messe-Freitag – blieb die Jagd und Hund von Protesten und Störern weitgehend unbehelligt. Auch in der Halle mit den vielfältigen Angeboten zur Auslandsjagd blieb es ruhig. Das mag zum großen Teil an der unübersehbaren Präsenz von Polizei und Ordnungskräften gelegen haben, zum Teil aber auch an der „Fress-Meile“, durch die sich die Besucher noch vor dem Betreten der Hallen und in Pausen „arbeiten“ konnten – selbst Veganer durften sich hier fürsorglich betreut fühlen.

wel

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